Zwischen Ordnung und Zerfall, zwischen Sehnsucht und Kontrolle entstehen meine Werke zur fragilen Balance. Sie sind Ausdruck einer künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Wendepunkten, politischen Spannungen und dem brüchigen Fundament unserer Zeit.
Diese Arbeiten thematisieren die fragile Beziehung zwischen Demokratie, Freiheit, Würde und Macht. Sie zeigen institutionelle Risse, kollektive Erschütterungen – und stellen Fragen:
Was trägt unsere Gesellschaft wirklich? Was passiert, wenn Schutz zur Kontrolle wird? Und wie viel Stimme bleibt dem Einzelnen im Lärm der Systeme?
Die gezeigten Werke sind Teil eines fortlaufenden Zyklus. „Diktatur der Minderheit“, „Die Last der Mehrheit“ – sie bilden nur einen Ausschnitt einer Serie, die weiter wächst. Jedes Werk ist eine visuelle Verdichtung: keine Parole, sondern ein offener Raum für Ambivalenz, Fragen und Reflexion.
Ich arbeite mit rauen Materialien – oxidiertes Metall, Stacheldraht, Jute, Kohle, Marmormehl –, um die Härte und zugleich die Verletzbarkeit unserer Gegenwart spürbar zu machen.
In ihrer Textur liegt Widerstand, in ihrer Aufbrechung Möglichkeit.
Diese Kunst ist kein Urteil. Sie ist ein Spiegel.
Ein Ort, an dem das Politische persönlich wird – und das Persönliche politisch.
Dieses Werk thematisiert die stille, aber wirkmächtige Übernahme gesellschaftlicher Macht durch eine kleine, oft unsichtbare Elite. Die Komposition zeigt institutionelle Ruinen, brüchige Fundamente und einen zerrissenen sozialen Körper – Zeichen eines Systems, das nicht mehr aus Gleichgewicht, sondern aus strategischer Verzerrung besteht. Die verwendeten Materialien – rostender Draht, Marmormehl, Kohle – spiegeln den Verfall, aber auch die Härte der Konstruktionen, in denen wir leben.
Es geht nicht um einfache Schuldzuweisungen, sondern um ein Nachdenken über Dynamiken, in denen wenige über viele bestimmen – subtil, oft scheinbar legitimiert, aber zutiefst wirkmächtig.
Platon sprach davon, dass eine Ordnung nur Bestand hat, wenn sie der Seele des Menschen entspricht. Doch was passiert, wenn die Ordnung von außen oktroyiert wird? Wenn Kontrolle sich als Fürsorge tarnt?
Dieses Werk erzählt von der zunehmenden Zerreißprobe der Mehrheit in einem System, das auf Freiheit beruht – aber immer stärker unter dem Gewicht partikularer Interessen zusammenbricht. Postmoderner Singularismus, wachsender Individualismus, das Streben nach Selbstverwirklichung auf Kosten des Gemeinwesens: All das sind Facetten, die in diesem Bild in gebrochene Strukturen, gespaltene Formen und fragmentierte Flächen übersetzt wurden.
Die visuelle Sprache verweist auf das Paradoxon der Demokratie: Sie gewährt Freiheit – und wird durch eben diese zerstört, wenn kollektive Verantwortung verschwindet. Die dargestellte Masse wirkt erdrückend – nicht durch ihre Stärke, sondern durch ihre Zersplitterung.
Die Frage nach dem Lebenszyklus von Demokratien ist so alt wie ihre Idee.
Mixed Media auf Leinwand, 150 x 120 cm
(Marmormehl, Steinkohle, Jute, Pigmente, Hartschaum, Stacheldraht, Acryl)
Was bleibt von der Freiheit, wenn sie ihre Form verliert?
„Wunde der Freiheit“ ist der dritte Teil meines politisch-philosophischen Zyklus Fragile Balance, der die fragile, teils paradoxe Verfasstheit unserer Demokratien untersucht – zwischen Ideal, Überforderung und Identitätsverlust.
In diesem Werk wird die Freiheit nicht als heldenhafte Geste inszeniert, sondern als gezeichneter, verletzter Engel auf einem rissigen Pfad zwischen Ruinen. Der Engel, dessen altgoldene, verrostete Flügel aus echten Federn bestehen, ist entblößt: sein Körper aufgerissen, sein Kopf von Jute verhüllt – ein Sinnbild für Entfremdung, Sprachlosigkeit und den Kampf um Identität in einer Zeit gesellschaftlicher Erschütterung.
Ein düsteres Panorama urbaner Verwüstung spannt sich hinter ihm auf – zerbrochene Institutionen und gebrochene Architektur, einst Symbolträger von Ordnung und Stabilität, nun fragile Erinnerungen. Der Pfad vor ihm ist brüchig, von tiefen Rissen durchzogen, flankiert von Stacheldraht und Steinkohlefragmenten – Sinnbilder für die Lasten und Energien der Vergangenheit.
Kleine, gesichtslose Gestalten bewegen sich über das zerklüftete Terrain – gebückt, irrend, kriechend. Ihre rostbraune Farbigkeit bildet einen scharfen Kontrast zum aufbrechenden, intensiv leuchtenden Blau des Himmels. Hoffnung steht hier sichtbar der Resignation gegenüber – Aufbruch dem Stillstand, Licht dem Schatten.
Ist der Engel, der uns führt, noch einer des Lichts – oder längst ein entzauberter Schatten seiner selbst?
Tragen wir die Freiheit als Bürde, als Wunde, oder als leuchtende Utopie?
Welche Systeme bewahren unsere Menschlichkeit – und welche fesseln uns?
Können wir Gemeinschaft neu denken, ohne die Freiheit des Einzelnen aufzugeben?
„Wunde der Freiheit“ folgt auf die Werke „Diktatur der Minderheit“ und „Last der Mehrheit“. Es markiert ein zentrales Spannungsmoment: die kollektive Desorientierung in Zeiten systemischer Erschütterung.
Mixed Media auf Leinwand, 150 x 120 cm
(Marmormehl, Hartschaum, Acryl, Pigmente, Steinkohle, Asche, Steine, Stacheldraht)
Was bleibt vom Menschen, wenn Sicherheiten zerbrechen?
Mit „Pfad der Würde“ schließt sich ein existenzieller Bogen innerhalb meines fortlaufenden Zyklus „Fragile Balance“, in dem gesellschaftlicher Zerfall, Hoffnung und die Fragilität demokratischer Ideale eine eindrucksvolle materielle Sprache finden.
Dieses vierte Hauptwerk stellt die zentrale Frage: Wie lässt sich Würde bewahren, wenn Institutionen, Ordnungen und gewohnte Sicherheiten im Trümmerfeld der Geschichte versinken?
Ein aufgerissener, schwer gezeichneter Weg zieht sich vom unteren Bildrand durch verkohlte Trümmerlandschaften bis in eine ferne, schemenhafte Stadt – diffus beleuchtet, als Hoffnung oder als Illusion.
Trümmerfelder, Stacheldraht, Steinkohlefragmente, Marmormehlstrukturen und rostverkrustete Armierungen prägen die Szenerie – gelebte Materialität als Spiegel innerer und äußerer Erschütterung.
Drei Weißtöne gestalten die emotionale und philosophische Tiefe des Werkes:
Pergamentweiß unten: das innere Zweifeln, die Offenheit des Fragenden.
Weiß-Grau in der Mitte: Gnade – jenseits von Urteil, zwischen Scheitern und Hoffnung.
Bläulich-Weiß oben: das Erwachen – ein Moment der Transzendenz und ethischen Selbstverortung.
Ein historisch anmutender olivgrüner Flieger durchquert diagonal die Bildfläche. Aus seinem Rumpf fällt eine dreigeteilte Weizenähre – ein Symbol zwischen Nahrung, Hoffnung und der Ambivalenz von Überhöhung oder kolonialer Prägung.
Schattenhafte Menschengestalten säumen den brüchigen Pfad – gezeichnet durch eingebrannte Kohlefragmente und Lasuren.
Rostiger Stacheldraht kreuzt die Wege, bricht die Flächen – als Mahnung, aber auch als Teil des Weges, den es zu gehen gilt.
Es markiert den Übergang von der Analyse des Zerfalls hin zur leisen Frage nach Neuanfang und ethischer Orientierung.
„Pfad der Würde“ ist kein dekoratives Bild – es ist ein haptischer Resonanzraum.
Wer sich einlässt, spürt die Schwere und das Licht gleichermaßen.
Es lädt dazu ein, inmitten von Trümmern nicht nur Verlust, sondern auch die Kraft neuer Möglichkeiten zu erkennen.
Dieses Werk richtet sich an Sammlerinnen und Betrachterinnen, die nicht nur sehen, sondern fühlen und fragen möchten:
Was bleibt, wenn alles andere fällt? Was erhebt uns wirklich?
„Pfad der Würde“ ist ein stilles Bekenntnis – zur Menschlichkeit, zum Weitergehen, zum Werden im Unfertigen.
Mixed Media auf Leinwand, 120 x 80 cm
(Marmormehl, Acryl, Pigmente, Steine, verrostete Gitterfragmente, Hartschaum)
Wie bewahrt man seine Stimme, wenn die Welt nur noch rauscht?
In „Die Stimme hinter dem Rauschen“ erschaffe ich ein Bild existenzieller Überforderung in einer mediatisierten Gesellschaft, die unter der Last von Informationsflut, Fragmentierung und Entfremdung zusammenzubrechen droht.
Eine einsame Figur, dem Betrachter den Rücken zugewandt, steht aufrecht inmitten eines Feldes aus verwitterten Mikrofonen, zerrissenen Zeitungsfetzen und zerstörten Bildschirmen.
Jedes dieser Elemente ist nicht nur symbolisch, sondern körperlich spürbar: Eingebettet in Marmormehl, raue Strukturpaste, Steine und verrostete Gitterstücke, entsteht eine haptische Oberfläche, die den Erosionsprozess unserer Wahrnehmung und unserer gesellschaftlichen Diskurse greifbar macht.
Die bewusste Erdpalette – verbunden mit fragmentiertem Stadtgrau und einem fahlen Himmel – reflektiert die Spannung zwischen Bodenhaftung und metaphysischer Entfremdung.
Die aufrechte Haltung der Figur, im subtilen Widerstand gegen das umgebende Chaos, hält den leisen Raum der Hoffnung offen.
Dieses Werk erzählt von einer Welt, in der Stimmen in der Kakophonie untergehen, in der Nachrichten und Bilder ihre Bedeutung verlieren – und doch der einzelne Mensch ringt, seine eigene Authentizität und Würde zu bewahren.
Es stellt essentielle Fragen:
„Die Stimme hinter dem Rauschen“ lebt von der dialektischen Spannung zwischen Resignation und Widerstand.
Zwischen Zerfall und der leisen Suche nach Wahrheit.
Zwischen Entfremdung und der hartnäckigen Hoffnung, dass hinter dem Rauschen noch eine echte Stimme existiert – vielleicht unsere eigene.
„Die Stimme hinter dem Rauschen“ richtet sich an jene, die den Mut haben, inmitten von Unsicherheit, Lärm und Auflösung ihre eigene Orientierung zu suchen.
Dieses Werk lädt dazu ein, nicht nur zuzuhören, sondern hinter dem Offensichtlichen eine tiefere Resonanz zu entdecken – die Stimme der Wahrheit, der Menschlichkeit, des Widerstehens.
„Die Stimme hinter dem Rauschen“ ist nicht nur eine Reflexion über den Zustand der Welt – es ist ein stilles Manifest für die Kraft der aufrechten Seele.
Diese Werke sind Teil einer fortlaufenden Auseinandersetzung mit dem Zustand unserer Zeit.
Sie zeigen keine Lösungen – sondern Spannungen. Keine Antworten – sondern Fragen.
In ihrer Materialität und Komposition spiegeln sie das Ringen um Gerechtigkeit, Verantwortung und Zugehörigkeit.
Was trägt eine Gesellschaft, wenn ihre Fundamente zu bröckeln beginnen?
Wo beginnt Kontrolle – und wo endet Freiheit?
Und was bleibt uns, wenn das Gleichgewicht zerfällt?
©Francisco Prieto Montesdeoca 2025. Alle Rechte vorbehalten.
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